Unsere Angebote
Die Willkommensklasse
der Rudolf Steiner Schule
Inzwischen haben ca. 65 Schülerinnen und Schüler aus mehr als 25 Ländern mit vergleichbar vielen unterschiedlichen Sprachen unsere Willkommensklasse besucht. Die Länder reichen von Chile im Westen bis China im Osten. Einige der Schüler*innen konnten in die regulären Klassen übernommen werden, erlangten bei uns oder an unserer Kooperationsschule, der Emil Molt Akademie, Abschlüsse und konnten ins Leben gehen.
Seit Sommer 2018 wird die Willkommensklasse von Aisha Said (Englisch) und Conny Bergengrün (Deutsch) als Klassenbetreuerinnen geführt, im Team mit Fachkollegen aus den Fachbereichen Mathe, Sport, Musik und Eurythmie.
Uns Klassenlehrerinnen ist es besonders wichtig, dass neben den regulären Fächern unsere Schüler*innen ihr Umfeld kennen lernen. So stehen bei uns auch immer wieder Ausflüge auf dem Programm: Stadterkundungen und Museumsbesuche, Schwimmausflüge oder Schlittschuhfahrten – und, wenn möglich, eine Klassenfahrt im Jahr.
Von der FU-Turnhalle bis zu ersten WiKo – die Geschichte dahinter
Als im Winter 2014/15 die große Welle geflüchteter Menschen auch Dahlem erreichte und in direkter Nachbarschaft der Schule, in der FU-Turnhalle, 250 Menschen eine erste Unterkunft fanden, kamen viele SuS, Elternhäuser und Kolleg*innen in direkten Kontakt mit den Menschen, die dort teilweise unter unwürdigen Bedingungen lebten. Viele Schüler*innen unserer Schule, Eltern und Lehrer*innen engagierten sich, halfen bei Deutschkursen in den Weihnachtsferien oder bei Unternehmungen mit den Kindern und Jugendlichen. Da die geflüchteten Jugendlichen keinerlei Beschäftigungsmöglichkeiten hatten, es an Schulplätzen im Bezirk fehlte, kamen sie als Gastschüler an die Rudolf Steiner Schule und es entstand ein für alle bereicherndes Miteinander – zunächst auf Zeit, denn es war klar, dass dieses Miteinander ein Ende finden würde, wenn der Bezirk genug Plätze an Willkommensklassen eingerichtet haben würde. Es entstand die Idee, dass wir selbst eine Willkommensklasse gründen sollten.
Dieser Vorschlag wurde einmütig und mit großem Enthusiasmus von der gesamten Schulgemeinschaft aufgenommen: von der vertretenen Elternschaft, dem Kollegium und der Schülerschaft. Friedrich Ohlendorf und Conny Bergengrün arbeiteten dann ein Konzept aus, das einen besonderen pädagogischen Schwerpunkt auf die Integration ausländischer, meist geflüchteter Schüler*innen legte. Die Umsetzung gelang nicht unmittelbar, weil seitens der Schulverwaltung Willkommensklassen an Schulen in Freier Trägerschaft noch nicht vorgesehen waren. Erst mit einer Intervention der Schülervertretung in Form einer Podiumsdiskussion mit prominenten Vertretern der Bildungslandschaft sowie dem Präsidenten des Landesamtes für Gesundheit und Soziales (LaGeSo) war der Start der Willkommensklasse an unserer Schule möglich. Im September 2015 kamen die ersten Schüler*innen in unsere Willkommensklasse.
Das erste Jahr der Willkommensklasse
Mit einem von den Schülerinnen verschiedener Klassenstufen organisierten, wunderschönen und herzlichen Empfang ging es im September 2015 los. Jeder Schüler und jede Schülerin bekam eine altersgemäße Bezugsklasse zugewiesen und es gab Paten, die sich um die einzelnen Schüler*innen kümmerten. Die Klasse startete mit Conny Bergengrün als Klassenlehrerin sowie 8 Schüler*innen aus Albanien, Afghanistan, Serbien und Dagestan, die in der Gemeinschafts-Unterkunft am Hohentwielsteig, einem in aller Eile errichteten Containerheim, untergekommen waren.
Es dauerte nicht lange und die Klasse wuchs: bereits nach den Herbstferien kamen SuS aus Afghanistan, Syrien und Libyen dazu. Kurz vor Weihnachten musste der serbische Junge uns wieder verlassen – er war ausreisepflichtig und ihm drohte die Abschiebung. Zwischen den Weihnachts- und Winterferien kamen kurdische, syrische und griechische Schülerinnen dazu. Für einige Wochen blieb es nun ruhig, bis in den Osterferien in einer Nacht- und Nebelaktion unsere beiden dagestanischen Jungen mit ihren Familien von der Polizei abgeholt und abgeschoben wurden. Es sollte drei Monate dauern, bis wir sie wieder zurück an der Schule hatten. Kurz vor den Sommerferien kamen noch zwei Jungen aus anderen Willkommensklassen dazu, ein Junge aus Burkina Faso und ein palästinensisch-syrischer Junge. Es wird deutlich, dass eine Willkommensklasse durch viel Bewegung gekennzeichnet ist.
Die Jugendlichen umfassten im ersten Jahr eine Altersspanne von 12 – 16 Jahren, das kann aber sehr variieren. Allein in diesem ersten Jahr kamen die Schüler*innen aus mehr als zehn verschiedenen Kulturen mit sieben unterschiedlichen Herkunftssprachen.
Mehr noch als die Altersspanne und geografische Herkunft ist die soziale Zusammensetzung heterogen: von wohlbehüteten, akademisch gebildeten Familien bis hin zu elternlosen Straßenkindern. Schüler*innen der Willkommensklasse, die schwer traumatisiert Europa erreicht haben, reagieren oft sehr zurückhaltend bis ängstlich auf die neue Umgebung und ziehen sich in die Gemeinschaft der Willkommensklasse zurück. Andere, die ihre Erlebnisse besser verarbeiten konnten oder weniger von traumatischen Störungen betroffen sind, gelingt es gut und schnell sich in ihre Bezugsklassen zu integrieren und sie konnten von dem System der Teilintegration profitieren. So passten wir unser Konzept den Gegebenheiten an.
Es lässt sich leicht erkennen, dass die Arbeit als Lehrer*in in einer Willkommensklasse vor allem geprägt ist von einer sehr heterogenen Schülerschaft, die hohes Konfliktpotenzial, aber vor allem ein bereicherndes, kulturelles Miteinander mitbringt. Der Fokus liegt nicht nur auf dem Erwerb der deutschen Sprache, sondern vielmehr auch auf gegenseitigem kulturellem Lernen. Akzeptanz und Toleranz sind wichtige Themen. Nur so kann die Willkommensklasse ein „sicherer Ort“ sein, an dem alle frei von Angst sich dem neuen Lebensabschnitt mit seinen kulturellen Herausforderungen öffnen und langsam hineinwachsen können.
Auch nach Jahren ist diese Arbeit für uns als Klassenbetreuerinnen noch immer außerordentlich bereichernd!
Was ist eine Willkommensklasse?
Eine Willkommensklasse ist eine vom Senat eingerichtete Sprachlernklasse, in der die Schüler*innen sprachlich und kulturell auf die Teilnahme in einer Regelklasse vorbereitet werden sollen. Sie müssen in Deutsch das Niveau A2/ B1 (je nach Altersstufe) erreichen, um den Übergang in eine Regelklasse an einer normalen staatlichen Schule vollziehen zu können.
Alle neu zugezogenen Kinder und Jugendlichen aus dem Ausland werden im Bezirk vom Schulamt erfasst und in der bezirklichen Koordinierungsstelle getestet. Haben sie das entsprechende Sprachniveau, werden sie einer Regelklasse zugewiesen, wenn nicht, kommen sie zunächst in eine Willkommensklasse. Über die Zusammensetzung einer Klasse entscheidet die Koordinierungsstelle.
Dieses Konzept existiert in Berlin seit Anfang der 2000er Jahre, hat aber eine besondere Bedeutung durch die Welle der Geflüchteten im Jahre 2015 erhalten, als klar wurde, dass das Schulsystem diese nicht mehr ohne weiteres bewältigen würde. Schaffen es viele neu Zugezogene durch die Unterstützung im familiären oder beruflichen Umfeld, sich im Berliner Schulsystem zurechtzufinden, ist dies für die Geflüchteten oft sehr schwierig. Die Quote der Schulabbrecher ist hoch. Lehrer*innen der Willkommensklassen müssen darauf vorbereitet sein, nicht nur Lehrpersonal, sondern vor allem auch Bezugsperson und Sozialarbeiter*in zu sein – manchmal für die ganze Familie. Das ist eine große Herausforderung, aber auch schön, weil es ein sehr umfassendes, ganzheitliches Arbeiten ermöglichen kann.
Waldorf und Willkommensklasse
Waldorfpädagogik und Willkommensklassen haben weitaus mehr gemeinsam als den Anfangsbuchstaben. Waldorfpädagogik ist eine Schlüsselpädagogik für traumatisierte Kinder. So begleiten uns rhythmische Unterrichtsanteile das ganze Jahr über. Hier lernen sie mit rhythmischen Spielen und Sprüchen sowie körperlichen Koordinierungsspielen wieder Ordnung in ihr Leben zu bekommen. Rhythmus ist für die aus dem Lebensrhythmus geratenen Kinder und Jugendlichen haltgebend. Die musischen, künstlerischen und handwerklichen Fächer, die die Schülerinnen und Schüler in ihren Bezugsklassen miterleben können, lassen oftmals ihre Seelen aufblühen.
Neben dem schulischen Lernen wird auch viel Wert auf Konfliktbewältigung und in die Beziehungsarbeit gelegt. Begleitet wird das durch das Feiern von Festen. Geburtstage werden besonders gefeiert, da es das Fest ist, das dem einzelnen einen besonderen Stellenwert gibt. Aber auch Jahresfeste, religiöse Feste und kleine Feiern z. B. zum Ferienbeginn werden in besonderer Weise begangen, um das gegenseitige Miteinander und Miterleben zu stärken. Zu diesen gemeinsamen Festen werden von den Schüler*innen Besonderheiten ihrer Heimat mitgebracht – meist kulinarischer Natur.
Es gibt auch traurige und schwere Momente in der Gemeinschaft der Willkommensklasse, wenn eine Abschiebung droht, eine Familie nicht zusammenfindet oder ein Ziel nicht erreicht wird. Aber insgesamt ist das Leben und Lernen in der Willkommensklasse ausgesprochen fröhlich und ausgelassen – und ungemein bereichernd!
Links:
https://www.erziehungskunst.de/artikel/klare-regeln-warmherzige-zuwendung/
http://www.kulturtuer.net/2017/12/22/humor-lachen-und-wilde-pausen/
https://www.berliner-woche.de/dahlem/c-bildung/privatschule-will-eine-willkommensklasse-fuer-fluechlingskinder-eroeffnen_a71307
https://www.erziehungskunst.de/artikel/diesmal-soll-es-eine-schoene-reise-werden/
Musik
Orchester & Chöre
Seit Jahren fährt das Oberstufenorchester einmal im Jahr auf eine einwöchige Konzerttournee. Die Reisen führten schon nach Skandinavien, Frankreich, Schweden und quer durch Deutschland. In über 100 Konzerten wurden anspruchsvolle Werke der Orchesterliteratur einem begeisterten Publikum zu Gehör gebracht. Nicht wenige Musikerpersönlichkeiten sind schon aus dem Orchester hervorgegangen und haben einen Platz im heutigen Musikleben gefunden. Auf ein Auswahlverfahren unter den jungen Musiker:innen wird bewußt verzichtet! Trotz dieser Offenheit sind die musikalischen Ziele des großen Orchesters hoch gesteckt und wurden in der Vergangenheit noch von Jahr zu Jahr gesteigert.
Die Berliner Konzerte werden an besonderen Orten durchgeführt, z.B. im S-Bahn-Werk Schöneweide oder in großen Berliner Kirchen.
Der Orchestervorstand besteht aus Schüler:innen, die erste Erfahrungen auf dem Gebiet des Kulturmanagements sammeln konnten.
Die wöchentlichen Proben finden mittwochs von 12:00 bis 16:00 Uhr im großen Musiksaal statt.
Den Termin des Abschlusskonzertes finden Sie in der Rubrik Termine und in der Ranzenpost.
Die wöchentlichen Proben finden dienstags von 14:15 Uhr bis 15:30 Uhr statt. Den Termin des Abschlusskonzertes finden Sie in der Rubrik Termine und in der Ranzenpost.
Die wöchentlichen Proben finden montags von 14:00 Uhr bis 15:00 Uhr im großen Musiksaal statt.
Die wöchentlichen Proben finden dienstags von 14:15 – 15:30 Uhr im weißen Eurythmiesaal statt. Den Termin des Abschlusskonzertes finden Sie in der Rubrik Termine und in der Ranzenpost.
Leiterin: Friederike von Möllendorff
Die wöchentlichen Proben finden donnerstags von 14:15 Uhr – 15:00 Uhr im Musiksaal der Mittelstufe statt.
Leiterin: Friederike von Möllendorff
musikerleben e.V.
An der Rudolf Steiner Schule
Der Verein (vormals Freie Musikschule Berlin) ist 1994 auf einzigartige Weise aus einer initiativen Gruppe von selbständigen Musiker:innen und Pädagog:innen.
Die Unterstützung der unterschiedlichen Ensembles (Chöre und Orchester) der Rudolf Steiner Schule ist zu einer tragenden Säule der Zusammenarbeit geworden.
musikerleben ist aus dem Leben der Rudolf Steiner Schule nicht mehr wegzudenken.
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Mediation
Was ist Mediation?
Mediation ist ein Verfahren der Konfliktbearbeitung, wobei der:die Mediator:in als neutraler:neutrale Vermittler:in den Streitparteien dabei behilflich ist, konstruktiv und eigenverantwortlich eine verbindliche, tragfähige Lösung zu finden.
Eine Mediation verläuft idealtypisch in 4 Phasen:
Wie profitiert die Schule davon? Mediation verbessert das Klima an der Schule, weil die Lehrer:innen von Streitschlichtung entlastet werden und die Lernatmosphäre wird verbessert. Soziales Verhalten und Toleranz werden gefördert durch mehr Verständnis für Individualität. Durch Mediation werden Schüler:innen ermutigt, Verantwortung für eigene Handlungen zu übernehmen, auch der pädagogische Auftrag der Schule wird so unterstützt. Die Jugendlichen lernen wichtige soziale Kompetenzen, weil sie ihre Bedürfnisse und Ideen zum Ausdruck bringen und mit Menschen auskommen, deren Meinung sie nicht unbedingt teilen. Außerdem erwerben sie die Fähigkeit, Gewaltverhalten frühzeitig zu erkennen und gegebenenfalls deeskalierend einzugreifen.
Wie kann Mediation in die Schule integriert werden?
Im Schuljahr 2009/2010 startete die 3. Mediationsausbildung an der Rudolf Steiner Schule. Aus den 5. – 8. Klassen konnten sich interessierte Schüler:innen bewerben. Das Interesse war ausgesprochen hoch: 78 Schüler:innen haben sich beworben. Davon wurden 22 Schüler:innen ausgewählt, deren Ausbildung im Herbst 2010 abgeschlossen war. Da die Schulleitung von der Wichtigkeit dieser Ausbildung überzeugt ist, wird in jedem Jahr eine Ausbildung für unsere Schüler:innen angeboten. Auch die Eltern sollen einbezogen werden und ihre Kinder ermutigen, das Angebot anzunehmen, dass nur wenig ältere Schüler:innen sich Zeit nehmen für die Nöte und Sorgen der Jüngeren, neutral und kompetent zuhören und beraten, Vertraulichkeit garantieren und auf die Streitpartner:innen zugehen und sie zum Mediationsgespräch einladen.
Mediation ist zukunftsorientiert, weil…
…die soziale Kompetenz des Einzelnen, die Durchsetzungsfähigkeit für die eigenen Belange und gleichzeitig die Rücksicht auf die Bedürfnisse und Probleme des anderen gestärkt wird. So kann eine neue “Streitkultur” beginnen.
Quelle: Alwine Bonjer